Die verborgenen Welten in den Tiefen der Lokstadt-Nachbarschaft
Geheimgang 188
Hinter der schweren, mystischen Metalltür auf dem Lagerplatz, Nachbar der Winterthurer Lokstadt, verbirgt sich genau das, was man hinter so einer schweren, mystischen Metalltür erwarten würde. Verwinkelte Bunkerräume, die in andere Welten entführen. Der Geheimgang 188 ist Escaperoom, Zeitmaschine, Kino und Adrenalinkick zugleich.
Die Masterminds dahinter: Miro Hintermüller & Cédric Holenstein. Die beiden 27-jährigen Winterthurer kennen sich seit ihrer Kindheit aus der Pfadi. Das gemeinsame Hobby war rückblickend wohl zu einem grossen Teil Inspiration für ihr heutiges Werk, den Geheimgang 188. Als «Pfadiübung für Erwachsene» bezeichnen die beiden ihr Konzept vereinfacht, damit sich Escaperoom-Laien etwas darunter vorstellen können.
Das Konzept geht dabei weit über das eines klassischen Escaperooms hinaus. «Bei uns geht es weniger um den physischen Raum an sich, aus dem es herauszufinden gilt, sondern um die ganze Geschichte dahinter, in der es weiterzukommen gilt.» Storytelling und Dramaturgie sind zentrale Elemente bei der Arbeit der beiden. Als Schauspieler liebt es Miro Hintermüller ganz besonders, seiner Kreativität mit unglaublichen Geschichten, die in mystischen Welten und Zeiten spielen, freien Lauf zu lassen.
«Welcher Ort könnte da inspirierender sein als der Lagerplatz? Für mich hat er etwas von einem alten viktorianischen Hafen, so verwinkelt, mystisch und pulsierend. Es ist der perfekte Standort», schwärmt Miro Hintermüller. Nicht nur wegen des Looks passte das Vorhaben der Jungs aber perfekt in die Lokstadt-Umgebung und umgekehrt. Zum Umsetzen und Bauen all ihrer verrückten Ideen sind sie immer wieder auf Know-How, Material und Hilfe angewiesen. «Hier haben wir alle und alles was wir brauchen um die Ecke. Grafik, Schlosserei, Gabelstapler, die ganze Ausstattung zum Lasercutten oder 3D-Drucken im FabLab, und ganz wichtig: gute Verpflegung bei unseren Nachbarn im Les Wagons und Kafi beim Portier.»
So ist mit viel Fantasie, Tatendrang, Nachbarschaftshilfe, Dramaturgie und Schweiss in den Bunkern unter dem Lagerplatz ein verlassenes Bergwerk entstanden, wo sich die Gäste auf die Suche nach ihren Vorfahren machen, die vor Jahren bei einem Erdbeben hier verschollen sind. Eine andere Tür führt ins London anfangs der 20er Jahre, direkt ins Büro von Sherlock Holmes’ Erzfeind Moriarty. Im dritten Spiel werden die Gäste zu Ermittelnden der Spurensicherungseinheit «Meteor» und dringen auf der Suche nach Hinweisen ins Geheimversteck des meistgesuchten Verbrechers Europas ein.
Langweilig wird’s ganz bestimmt nicht. Rätsel lösen, Hinweise finden, Codes knacken, Geheimbotschaften dechiffrieren… «Die Spielenden vergessen die Aussenwelt während des Spiels oft komplett und gehen total auf in ihren Rollen. Die brenzligen Situationen, der Zeitdruck und unterschiedlichen Herangehensweisen können da schon auch mal zu hitzigen Diskussionen bis hin zu Streit in der Gruppe führen», erzählt Miro Hintermüller lachend. Am Ende sind aber alle happy. «Es geht schliesslich nicht ums Gewinnen, sondern ums Erlebnis und Teamwork, das verbinden soll.»
Sogar eine Verbindung fürs Leben wurde inmitten eines kniffligen Falls auf Sherlocks Spuren schon eingegangen. «Tatsächlich wurden wir einmal gebeten, einen Ring ins Spiel einzubauen und haben einem Bekannten so zum perfekten Heiratsantrag verholfen» erzählt Cédric Holenstein stolz.
Solche unvergesslichen Momente, aber auch die strahlenden Gesichter aller Gäste nach (mehr oder weniger) erfolgreichem Absolvieren eines Spiels, motivieren die beiden Tüftler, immer weiterzumachen. Gerade sei das vierte Spiel in Entstehung, das 2022 spielbereit sein soll. «Dieses Spiel wird komplett anders als alle bisherigen. Unter anderem viel, viel grösser.» Mehr verraten die Jungs noch nicht. Es bleibt spannend.
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Bilder: Nadine Kägi / Lokstadt