1909 wurde die Gotthardbahn (GB) verstaatlicht. Umgehend benötigten die SBB für ihre Güterzüge kräftigere Triebfahrzeuge. Die SLM entwickelte eine 5/6 gekuppelte Güterzugslokomotive, die bis zu 320 Tonnen schleppen konnte. Das Kraftpaket hatte bald verschiedene Übernamen, u. a. «Elefant».
Die Gotthard-Strecke beflügelte den Schweizer Lokbau immer wieder zu Höchstleistungen. Mit dem «Krokodil» vom Typ Ce 6/8 II entstand ab 1919 die wohl legendärste Elektrolok der SLM (in Kooperation mit der MFO). Wie die Lok zu ihrem Namen kam, ist nicht überliefert: Ist es die gelenkige Bauweise mit «Schnauze», «Körper» und «Schwanz»? Oder weil die neuartige Elektrolok die alten Dampfkolosse regelrecht «auffrass»?
Neue Bahnhöfe, neue Bedürfnisse: Nach 1900 benötigte die SBB kräftige und flinke, aber anspruchslose Dampflokomotiven für den Rangierbetrieb. So baute die SLM dreiachsige Maschinen vom Typ E 3/3. Und weil diese unermüdlich auf den Bahnhöfen herum-«tigerten», nannte man sie alsbald «Tigerli».
Viele Dampfloks führten einen «Tender» mit, einen Vorratswagen für Kohle, der direkt an die Maschine gekuppelt war – derartige Konstruktionen werden Schlepptenderloks genannt. Die SLM baute 1899 bis 1912 beispielsweise für die Compagnie Impériale des Chemins de Fer Ethiopiens insgesamt 16 solcher Lokomotiven. Sie trugen Namen wie «Puissant», «Rapide», «Fier», «Genereux». Später wurden leistungsfähigere Zylinder-Verbundlokomotiven des Typs G 4/5 gebaut, welche sowohl nach Äthiopien wie auch ins Bündnerland geliefert wurden.
Ohne Kohle keine Energie: Oft führten die Dampfloks einen separaten Vorratswagen mit. Bei den Eb 3/5 löste man das Problem anders: Die SLM-Lokomotive führte ihren Brennstoffvorrat selbst mit. Bald erhielt sie den Übernamen «Habersack» (Hafersack), denn sie war wie ein Arbeitspferd, dem man den Habersack umgehängt hatte, damit es sich selbst mit Wasser und Kohle verpflegen konnte.
Wo sie (heute) auftauchen, werden sie bestaunt: Die «Roten Pfeile» waren von der SLM in Kooperation mit Elektrofirmen gebauten Leichttriebwagen für den Einsatz auf Nebenlinien. 1946 wurde Winston Churchill in einem zweiteiligen, 1939 an die SBB gelieferten «Roten Pfeil» durch die Schweiz geführt.
Wo Kohle günstig war, setzte man noch bis in die 1950er-Jahre erfolgreich Dampflokomotiven ein. Sie repräsentieren das grosse Finale des Dampf-Zeitalters: Die «Bigboy»-Kolosse der Union Pacific Railroad, welche in Amerika gebaut wurden, gehören weltweit zu den grössten Dampfloks.
Lokomotiven trugen in der Regel Fabriknummer und Serienbezeichnung. Ihre Namen bekamen sie von Käufern, von Bahnarbeitern oder von der Öffentlichkeit. Entsprechend gross ist die Namensvielfalt. Das passt zur Lokstadt!
Als Wahrzeichen des Eisenbahnzeitalters auch in der Lokstadt präsent: Die weltweit erste Dampflok, die 1829 serienmässig in Bau ging, trug den Namen «The Rocket» («Die Rakete») und wurde in England gebaut.
Auch die Snowdon Mountain Railway bestellte von 1895 bis 1923 ihre Zahnrad-Loks in Winterthur. Sie erhielten walisischen Namen wie «Padarn», «Wyddfa», «Moel Siabod» oder «Enid». Einige sind noch heute in Betrieb.
1889 wurde die Strecke Landquart–Davos in Betrieb genommen. Als Lokomotiven standen fünf fabrikneue G 3/4 aus dem Hause SLM zur Verfügung. Die Nr. 1 «Rhätia» wurde 1988 renoviert.
Auf Bauplätzen kamen oftmals kleine SLM-Dampflokomotiven zum Einsatz, wie die «Auenstein»: So auch beim Aare-Laufwasserkraftwerk Rupperswil-Auenstein, das Mitte der 1940er-Jahre entstanden ist.
Von 1914 bis 1952 lieferte die SLM insgesamt 17 Zahnraddampflokomotiven an die indische Nilgiri Mountain Railway. Eine davon machte auch als Filmstar Karriere: Unter dem Namen «Ashima» wurde sie zur Super-Heldin der Kinderfilme «The Great Race».
Von 1880 bis 1938 baute die SLM sieben Dampfloks für die im Kanton-Basellandschaft liegende Waldenburgerbahn (WB). Mit ihrer Spurweite von nur 750 mm ist die WB bis heute ein Unikum im helvetischen Schienennetz.
Für die Brig–Furka–Disentis-Bahn (später Furka–Oberalp-Bahn) baute die SLM 1913/1914 zehn Zahnraddampfloks vom Typ HG 3/4. Eine davon wurde später nach Vietnam verkauft und 1990 in einer spektakulären Aktion zurückgeholt und restauriert.
Früher hiess es: Kirschtorten kommen aus Zug, Geschnetzeltes aus Zürich und Lokomotiven aus Winterthur. Wie kam es, dass Winterthur zur Lokschmiede der Schweiz wurde? Erleben Sie 190 Jahre Eisenbahngeschichte im Schnellzugtempo.