Ein Blick hinter die Kinoleinwand
Kino Cameo
Schaut man genau hin, ist das Kino Cameo wie viele andere Elemente rund um den Stadtteil der Lokstadt eine Kombination aus Alt und Neu. Unter zwei verwitterten Dächern steht eine hausgrosse, rechteckige Box, eine Kino-Box mit Bar. Denn wo der Platz unter den Dächern früher als Lagerfläche genutzt wurde, findet heute Kultur ab Filmrolle statt.
Das Kino Cameo zeigt vor allem Independent-Filme und Arthouse-Produktionen, was wunderbar in das alternative Ambiente am Lagerplatz passt. Das Kino Cameo ist der Nachfolger des Filmclubs Filmfoyer, der seit den 70er-Jahren existierte: eine Institution und Place-to-be für eingefleischte Movie-Fans. Die Strukturen wurden aufgelöst, die Passion für den Film besteht bis heute. Auch hier wurde Altes recycelt und in ein zeitgemässes Format gebracht.
Kern des Programms im Cameo sind sechswöchige Filmreihen jeweils unter einem Schirmthema. «Wir schauen, welche Länder, Regisseur*innen, Schauspieler*innen und gesellschaftlichen Themen momentan relevant sind. Daraus kreieren wir acht Filmreihen im Jahr», erläutert Kinoleiterin Liliane Hollinger. Das heisst, in diesen Zeitspannen werden thematisch zusammenhängende Filme von gestern und heute gezeigt.
Liliane ist seit der ersten Stunde im Cameo dabei, war zuvor im Filmclub aktiv und ist heute als Kinoleiterin für den Betrieb und die Organisationsstruktur verantwortlich. «An Filmfestivals holen wir unsere Inspiration. Diese sind für uns enorm wichtig und schärfen den Blick, welche Themen aufgegriffen werden, welche Filmformen spannend und welche Trends in der Filmbranche aktuell sind», erklärt die Kinoleiterin. Das braucht viel Fachwissen und man muss die Branche kennen.
Nebst den Filmreihen werden im Cameo Premieren gezeigt, Regiegespräche geführt, Podiumsdiskussionen veranstaltet und öffentliche sowie private Events auf die Beine gestellt. Ein bunter und vor allem grosser Strauss für einen kleinen Betrieb wie das Kino Cameo. Und eine Bereicherung für das kulturelle Angebot in Winterthur.
Damit ein umfassendes Kinoprogramm entstehen kann, setzen sich breit abgestützte Programmgruppen intensiv mit der Bestimmung der Filmreihen und der passenden Filmwahl auseinander. Ein gutes gesellschaftliches Verständnis und intensive Recherchearbeit gewährleisten ein diverses Programm, das eine vielfältige Zielgruppe anspricht. Die Wahl der Arthouse-Premieren trifft Liliane selbst.
Über 50 Freiwillige sind ehrenamtlich für das Cameo im regulären Kinobetrieb, an der Bar und in den Programmgruppen tätig. Ohne die ganze Freiwilligenarbeit würde das unabhängige, als Verein organisierte Kino nicht funktionieren, das von der Stadt Winterthur, vom Kanton und vom Bund gefördert wird. «Wir sind unglaublich dankbar für das ganze ehrenamtliche Engagement», so Liliane. Im Backoffice arbeiten zudem eine Handvoll fest angestellter Mitarbeiter*innen, die alle Fäden zusammenspinnen, Flyer gestalten, Filmrechte einholen, Filmformate prüfen und die Filme operativ – zum Teil noch nostalgisch auf 35-mm-Film – in den Vorstellungen abspielen.
«Einige unserer Helfer*innen und Stammkund*innen leben in der Lokstadt und zwischendurch halten wir Sitzungen in den Gemeinschaftsräumen ab», erzählt Liliane. Das Cameo fügt sich sehr gut in Lagerplatz, Lokstadt und die Stadt Winterthur ein und arbeitet regelmässig mit anderen Kulturhäusern im Rahmen von Kooperationen zusammen. «Es macht Spass auch zu experimentieren und Themen zum Beispiel aus dem Fotomuseum im Kino wieder aufzugreifen», erzählt Kino-Expertin Liliane.
Momentan sei die Gegend eher noch ein Geheitipp mit viel Charme. Die ganzen Überlegungen rund um Lagerplatz und Lokstadt seien aber super für die Stadt Winterthur und die Bausubstanz werde sorgfältig saniert. «Ich freue mich, wenn der Lagerplatz, die Lokstadt und der gesamte Stadtteil auf dieser Seite des Bahnhofs mehr zusammenwächst, lebendiger und vielfältiger wird», so Liliane.
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