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Normalerweise steht auf Bauwänden sowas drauf wie «Wir bauen für Sie um» oder «Hier entsteht ein neuer Bürokomplex». Schwarz auf weiss oder weiss auf grau. Und das war's dann auch schon. Gerade deshalb hat sich Katrin von Niederhäusern über den speziellen Auftrag, die Bauwände der Lokstadt gestalten zu dürfen, ganz besonders gefreut. Seit Ende Oktober zieren unzählige bunte, lustige und verrückte Illustrationen, Charaktere, Szenen und Geschichten aus der Feder der Illustratorin und Grafikerin die provisorischen Schutzwände vor den Baustellen der Lokstadt.

Die Werke von Katrin von Niederhäusern sind – bewusst oder unbewusst – wohl schon ziemlich jedem/r begegnet. Seit Jahren erweckt die vielseitige Künstlerin mit ihren skurrilen, urbanen und bunten Illustrationen Flyer, Webseiten, Räume, Shirts und sogar schon ein Intro – einen sogenannten Couch Gag – der Simpsons zum Leben. Und neu tanzen, turnen, singen und spielen ganz viele ihrer neun Charaktere nun also auch durch Winterthur.

Originelle Charaktere zieren die Bauwände.

Entstanden ist eine kleine Lokstadt in der Lokstadt. Oder eine Vision davon, was hinter den Bauwänden entstehen könnte. 
Die Illustrationen nehmen Bezug auf die verschiedenen Gebäude, Plätze und Treffpunkte der Lokstadt und vielmehr noch auf die Menschen, die da wohnen, arbeiten, flanieren, sich austauschen und diese zum Leben erwecken.

«Es sind kleine Momente, Begegnungen, Szenen und Dialoge.» 

Katrin von Niederhäusern

«I love to bring my characters to life and give them a unique style”, schreibt die Illustratorin auf ihrer Webseite. Das Lebendige ist in jedem einzelnen Detail ihrer Arbeit zu erkennen. Und sie lässt subtil immer auch ein bisschen etwas aus ihrem eigenen Leben und von ihrer Person in die Arbeit einfliessen. Seien es ihre Leidenschaften, kleine Geschichten aus ihrem Leben oder verborgene Hinweise an ihre Freund*innen.

Ein bisschen News Orleans in der Lokstadt.

«Die Musiker sind meine Lieblingscharaktere der Lokstadt-Illustrationen. Ich liebe New Orleans und seine Musikkultur. Diese sind ganz klar von dort inspiriert und bringen vielleicht ein bisschen New-Orleans-Flair nach Winterthur.»

Katrin von Niederhäusern

Denn die Charaktere erzählen nicht nur Geschichten, sie sollen vor allem Anstoss und Inspiration sein, neue zu schreiben, so die Illustratorin: «Ich stelle mir vor, wie Passant*innen stehen bleiben, über die ein oder andere Illustration oder Szene schmunzeln und dadurch ins Gespräch kommen. Meine Bilder vermitteln eine Vorstellung davon, was hinter den Bauwänden entstehen könnte. Die wahren Geschichten müssen aber erst noch geschrieben werden. Vielleicht bringen meine Bilder das ins Rollen.»

Die Charaktere sollen inspirieren und zum Schmunzeln anregen.

Und was passiert mit den Werken, wenn fertig gebaut ist?
Das weiss Katrin selber nicht so genau. Ideen hätte sie zur Genüge. Vielleicht ein interaktives Weitermalen und -führen der Illustrationen und Geschichten, offen für alle, die Lust haben, sich zu verewigen. Eine Versteigerung oder ein Weiterwandern zu einer nächsten Baustelle? Es wird sich zeigen. Wenn sie den Leuten durch die Bilder ein Schmunzeln, ein inspirierendes Gespräch oder sogar den Anfang einer Beziehung zur Lokstadt und zu Winti entlocken konnte, haben sie ihre Aufgabe erfüllt.

Die Illustratorin will Winterthur noch besser kennenlernen.

Und Katrin Niederhäusern selbst, ob ihre neu entfachte Beziehung zur Lokstadt die Bauwände überdauern wird? Sie wohnt und arbeitet in Zürich. Tatsächlich habe sie sich aber schon öfters überlegt, nach Winterthur zu ziehen. Sie meint: «Winti hat die perfekte Grösse und eine unglaublich blühende kulturelle Szene. Leider kenne ich die Stadt noch zu wenig. Meine Arbeit, Freund*innen und mein Leben spielen sich in Zürich ab. Ich will aber auf jeden Fall noch mehr von Winterthur kennenlernen als die Musikfestwochen und den Bahnhof.» Zum Beispiel die Lokstadt. Eigentlich der ideale Dunstkreis für eine junge, kreative Kunstschaffende wie Katrin.

Hier mehr über Katrin von Niederhäusern erfahren

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